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Reiseprospekt kritisch lesen

Lesehilfe für Urlaubsträume

Liest man Hotelbeschreibungen in Reisekatalogen oder Internetseiten nur mal schnell im Vorbeigehen, so klingt nahezu jedes Angebot, wie das Paradies auf Erden. Manches, was wichtig ist, steht allerdings nur zwischen den Zeilen. Daher raten wir dringend vor der Buchung den Reiseprospekt bzw. das Onlineangebot des Reiseveranstalters ganz genau und kritisch zu lesen.

In eigenen Rubriken wird da mitunter sogar vorsichtig Negatives über den sonst so traumhaften Urlaubsort geäußert. Auch hinter Empfehlungen wie "unsere Meinung" steckt der Versuch, die Tatsachen am Urlaubsort ins rechte Licht zu rücken. Doch Papier ist geduldig, und mit Worten lässt sich trefflich manipulieren. Eine Kunst, die Reisekatalogtexter perfekt beherrschen.

Was können häufig verwendete Formulierungen bedeuten?

  • "Zentrale Lage": zentral ja, aber ziemlich sicher nicht ruhig. Das Hotel liegt wahrscheinlich an einer verkehrsreichen Hauptstraße, am Marktplatz oder an der viel besuchten und damit lauten Uferpromenade.
  • "Verkehrsgünstig": Von Ruhe keine Spur. Verkehrslärm plagt den erholungssuchenden Urlauber.
  • "Flughafennähe": Spricht für sich. Entschließen sich Reiseveranstalter zu dieser Angabe, erwartet den Urlauber wahrlich die Lärmkulisse eines Airport-Hotels. Man kommt zwar in den Genuss einer kurzen Transferzeit, auf Fluglärm kann man sich aber schon im Vorhinein einstellen. Diesen als Mangel zu reklamieren, wird bei einer solchen Hotelbeschreibung mitunter auch schwierig.
  • "Für junge Leute": Hier hat es der Urlauber mit einer einfachen Unterkunft ohne viel Komfort zu tun. Auch die nächste Disco ist wahrscheinlich nicht weit. Es wird wohl lustig werden, aber sicher auch laut.
  • "Meerseitig": Heißt nicht Zimmer mit Meerblick, auf den kleinen Unterschied kommt es an!
  • "Internationale Küche": Sagt nicht viel, aber eine Warnung für Feinschmecker: Hier gibt’s das Übliche.
  • "Schöner Strand": Warum nicht Sandstrand? Weil es sich um einen Kieselstrand oder Felsen handelt.
  • "Naturstrand": Klingt gut, aber unwegsame Klippen sind zum Baden nicht jedermanns Sache.
  • "50 Meter zum Strand": Mag schon stimmen, aber vielleicht muss eine vielbefahrene Uferstraße überquert werden? Möchten Sie das mit kleinen Kindern?
  • "Strandnah": Das Hotel liegt also nicht direkt am Strand, nicht 100 Meter, nicht 200 Meter vom Strand entfernt, sondern eben nur „strandnah“. Im Klartext: Fußmarsch oder Anfahrt im überfüllten Bus. So nah ist der Strand also doch nicht, oder?
  • "Bademöglichkeit": Möglichkeit zum Baden gibt es (Mole oder Bootssteg am Hafen), aber mehr nicht. Kurzum: Es gibt keinen Strand.

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