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Geldstapel mit Aufschrift und 3D Schrift "Giveaway" wird auf dunklem Hintergrund beleuchtet vom Logo der Federal Trade Commission
Amerikanischer Anbieter von unseriösen Give Aways und Lotterie Spielen wird von US Behörde Federal Trade Commission wegen unlauteren Methoden zu Entschädigungszahlungen gezwungen. Bild: EVZ Österreich

Entschädigung bei betrügerischen "Next Gen" Verlosungen

Seit 2013 ist die US amerikanische Firma Next Gen Inc. mit diversen unseriösen Gewinnspielen unter anderem auf Social Media wie Facebook weltweit aktiv gewesen. Meist fielen ältere Menschen auf deren angebliche Sachpreisverlosungen und Lotterien herein. Über 240 000 Betroffene verloren Geld, nicht wenige davon sogar hohe Geldbeträge. Ab dieser Woche besteht für Geschädigte aus Österreich die Möglichkeit einen Teil des erlittenen Schadens zurückzubekommen.

Ablauf der Betrügereien

Nachdem vorwiegend Senioren von Werbern auf Social Media oder per Email angeschrieben wurden, bezahlten diese zwischen 9 und 140 $ an Teilnahmegebühren für Preisausschreiben ohne reale Gewinnchancen. Solche Werbe Emails oder Briefsendungen lockten beispielsweise mit Versprechen der Art "Glückwunsch, Sie haben $1,230,946.00 gewonnen." In anderen Fällen wurden simple Geschicklichkeitsspiele angeboten, ohne auf Kosten hinzuweisen und in der letzte Runde die Teilnehmer durch eine zu schwere  mathematische Problemstellung loszuwerden. Oft nahmen Mitspieler mehrmals teil, bevor sie die Spiele als unseriös einschätzten und merkten, dass es keine Preise gibt. Weiterempfehlungen ("shares) und Nennungen ("taggen") von Freunden auf Sozialen Netzwerken, erhöhten angeblich Chancen auf Millionengewinne. In Wirklichkeit kamen die Betreiber von Next Gen so zu weiteren Emailadressen, an welche Newsletter mit neuen Schwindelangebote ausgesandt wurden. Vermeintliche Gewinnspielteilnehmer wurden daraufhin von Telemarketern (z.T. aus Indien) kontaktiert und zur Bezahlung wertloser oder ansonsten frei erhältlicher Sicherheitssoftware überredet. Angebliche Sicherheitsrisiken durch Hacker und die vorgetäuschte Gefahr leergeräumter Konten durch Cyberattacken brachte die Opfer zu immer weiteren Anschaffungen und Services, von denen behauptet wurde, von US Behörden oder namhaften Softwareherstellern zu stammen. Manche gaben über Jahre tausende Dollar für diese "Services" aus. Next Gen richtete Geschäftskonten für die Telemarketer ein, um den Anschein von Legitimität zu wahren. Die Schadenssumme bei etwa einer viertel Million "Kunden" beläuft sich seit 2013 auf geschätzte 110 Millionen.

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Teilnahmeschein an Next Gen Gewinnspiel mit einfachem Matherätsel
Ein frühes Mailing mit einem einfachen Rätsel lockte Senioren zur Teilnahme an Next Gen | Bild: Screenshot von "mirror.co.uk" vom 21.07.2022
Next Gen Gewinnspiel Posting auf Facebook
"Verlosung" von Luxushandtaschen in einem Next Gen Gewinnspiel. Verlinkte Homepage nicht mehr erreichbar, die letzten Preisausschreiben wurden 2020 gepostet. | Bild: Screenshot Facebook 21.07.2022
"Next Gen2 Gewinnspiel Posting auf Facebook
Facebook Posting eines Next Gen Gewinnspiels - Freunde "Taggen" und Hüpfburg gewinnen. | Bild: Screenshot Facebook 21.07.2022
Teilnahmeschein an Next Gen Gewinnspiel mit einfachem Matherätsel
Ein frühes Mailing mit einem einfachen Rätsel lockte Senioren zur Teilnahme an Next Gen | Bild: Screenshot von "mirror.co.uk" vom 21.07.2022
Next Gen Gewinnspiel Posting auf Facebook
"Verlosung" von Luxushandtaschen in einem Next Gen Gewinnspiel. Verlinkte Homepage nicht mehr erreichbar, die letzten Preisausschreiben wurden 2020 gepostet. | Bild: Screenshot Facebook 21.07.2022
"Next Gen2 Gewinnspiel Posting auf Facebook
Facebook Posting eines Next Gen Gewinnspiels - Freunde "Taggen" und Hüpfburg gewinnen. | Bild: Screenshot Facebook 21.07.2022

Gerichtsprozesse und Vergleich

Next Gen orchestrierte die Gewinnspiele durch Kooperationspartner oder Unterfirmen, wo einige auch wiederholt den Namen wechselten. Die Beklagtenverzeichnis ist lang, gelistet sind 35 Subunternehmen und einige Einzelpersonen. Die staatliche amerikanische Verbraucherschutzbehörde FTC (Federal Trade Commission) brachte im Februar 2018 in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft von Missouri Klage mit einer Forderung von 114,7 Millionen Dollar ein.

Allerdings wurde der FTC durch ein Urteil des Supreme Court im Zuge eines anderen FTC Verfahrens (gegen AMG Capital Management wegen Kreditwucher) im April 2021 die Befugnis entzogen, künftig Erstattungen im Namen von Verbraucher- und Wettbewerbsangelegenheiten durchzusetzen. Die FTC hat den US Kongress dringend aufgefordert, diese Befugnis wiederherzustellen. Der Ausgang davon ist noch offen. Angesichts dieses Rückschlages wird der erreichte Vergleich der FTC mit Next Gen mit einer historischen Rekordsumme in der Höhe von rund 25 Millionen US Dollar als Erfolg gewertet. Die Firmenkonstrukte rund um Next Gen werden abgewickelt und Next Gen Inc. darf  keine Preisausschreiben mehr veranstalten, außer solche, bei denen sich Verbraucher*innen persönlich anmelden.

Ausschüttung an Geschädigte

Die Summe des Vergleichs ergibt sich aus 21 Millionen an Barbeständen und zusätzlich aus veräußerten Luxusanwesen, Jacht, Luxusauto und anderem Privateigentum der Firmeninhaber Brandes, Graham und Anderson sowie anderer Hauptangeklagter. Seit Dienstag (19.7.2022) steht diese Summe für Entschädigungen von Betroffenen zur Verfügung. Das besondere ist, dass auch Betroffene außerhalb der Vereinigten Staaten Ansprüche darauf haben. Die Abwicklung wird zentral vom amerikanischen Rechtsdienstleister Rust Consulting Incdurchgeführt. Geschädigte können dabei einen prozentuellen Anteil zurückbekommen. Die Quote ergibt sich aus der erlittene Schadenshöhe, mit einer Maximalforderung um die 8000 €. Die FTC hat in Österreich über 500 Betroffenen ausgemacht. 

Die von der FTC beauftragte Rust Consulting hat durch den Gerichtsprozess gegen Next Gen und deren Geschäftspartner alte Kundenkontaktdaten erhalten. Diese werden genutzt um Betroffene anzuschreiben und über den finanziellen Anspruch aufzuklären. Fraglich ist, wie viele Geschädigte auf diese Weise tatsächlich erreicht werden können, bestimmt sind viele dieser Email Adressen veraltet oder wenn diese per Brief kontaktiert wurden, dass manche der älteren Opfer eventuell gar kein Online Zugang haben. Daher ist es für jene Betroffene wichtig, die keinen Brief erhalten, selbst eine Entschädigungsforderung zu stellen.

Das Geld wird an 244.745 Personen in den USA und Kanada per Scheck, im Vereinigten Königreich per Mastercard-Debitkarten und in 50 weiteren Ländern per PayPal-Zahlung zurückgezahlt. Österreichische Betroffene benötigen deshalb ein PayPal Konto. Die Frist für die Einlösung von Schecks oder die Inanspruchnahme von PayPal-Zahlungen läuft am 17.10.2022 ab. Die versandten aktivierten Mastercard-Debitkarten mit aufgeladenem Guthaben gelten zwei Jahren lang.

Formalia - Wie Antrag stellen?

Erledigen Sie den Antrag vor dem 17. Oktober. Die Erstattung erfolgt nicht automatisch, Sie müssen selbst den Antrag aktiv einbringen!

Wenn Sie Opfer im Next Gen Betrug sind und von der durch die FTC beauftragte Rust Consulting Inc. noch keine Schreiben erhalten haben:

  • Kontaktieren Sie den Abwickler telefonisch oder per Email. Der Abwickler Rust Consulting Inc. bietet Support auch in deutscher Sprache an. Aufgrund der hohen Telefongebühren beim Anruf in den USA (+1-612-509-2644) ist eine Anfrage per Email empfehlenswert (admin@NextGenRefund.com).

Wenn Sie das Schreiben von Rust Consulting Inc. bereits erhalten haben:

Achtung: Es gibt Betrüger, die sich als die FTC ausgeben. Die FTC oder die von ihr beauftragten Abwicklungsfirmen verlangen niemals Vorauszahlungen. Auch wird dabei niemals nach sensiblen Daten wie Ihrer Sozialversicherungsnummer oder Bankverbindung gefragt. Wenn jemand behauptet, von der FTC zu sein und Geld verlangt, handelt es sich um einen Betrug! Um einen PayPal Account einzurichten und die Entschädigung erhalten zu können, müssen Sie bei der Einrichtung von Paypal lediglich Ihren Namen, Handynummer (wegen der 2-Faktor Authentifizierung) und eine Email Adresse angeben.

Österreichisches Sozialministerium gibt Auskunft

In die Rückerstattungsprozedur selbst ist das Ministerium nicht involviert. Für allgemeine Fragen zur Vorgangsweise steht das Sozialministerium allerdings zur Verfügung. Sie können Ihre Fragen per E-Mail (konsumentenschutz@sozialministerium.at) oder telefonisch (01/71100 – 862501 zwischen 9.00 und 15.00 Uhr) stellen.

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