Hinter supergünstigen Angeboten im Internet stecken häufig kriminelle Machenschaften.
Auf einer namhaften deutschen Internetseite für Gebrauchtwagen entdeckte Herr Matthias einen Ford Galaxy und bekundete Interesse. Umgehend schickte ihm Herr "Victor" aus England ein E-Mail: Das Auto habe er in Deutschland gefahren, es sei garagengepflegt, habe nie einen Unfall gehabt und auch keine Schäden. Aber in England könne er nichts damit anfangen, weil das Lenkrad auf der falschen Seite sei.
Zweifel tauchen auf
Herr Matthias machte "Victor" den Vorschlag, dass er das Auto, das noch in Deutschland stand, selbst nach Österreich überstellen wolle, da könnte er vorher gleich einen Ankaufstest durchführen lassen. Doch "Victor" ging auf diesen Vorschlag nicht ein. Beruflich halte er sich augenblicklich in Norwegen auf und könne das Auto daher nicht selbst übergeben. Daher schlug er vor, eineTreuhand- und Versandfirma einzuschalten, die Zug um Zug Transport und Bezahlung durchführen wolle. Das schien Herrn Matthias unnötig, und er versuchte, "Victor" telefonisch zu erreichen. Doch unter den angegebenen Handynummer meldete sich immer nur eine Sprachbox.
Offizieller Anstrich
"Victor" aber kontaktierte Herrn Matthias wieder per E-Mail: Nun habe er die Treuhandfirma verständigt, diese werde sich bald melden. Herr Matthias solle die Hälfte des Kaufpreises bei der Firma deponieren, dann bekäme er eine Tracking-Nummer. Wenn er dann den Rest überweise, erhalte er das Auto. Und prompt kam ein sehr offiziell wirkendes Dokument einer Firma namens "Imported Cars Limited". Das ging Herrn Matthias aber jetzt eindeutig zu rasch. Er wollte sich über die Seriosität dieses Unternehmens informieren und wandte sich an unser Europäisches Verbraucherzentrum.
Auskunft durch internationales Netzwerk
Wir leiteten die Frage an die Kollegen im Europäischen Verbraucherzentrum in Großbritannien weiter. Die Antwort las sich wenig vertrauenserweckend. Das Unternehmen sei ein Jahr zuvor gegründet worden und gebe sich zwar als Mitglied einer renommierten Vereinigung von Spediteuren aus. Aber dort war "Imported Cars Limited" nicht als Mitglied gelistet. Verdächtig war auch, dass die Firma lediglich über eine mobile Telefonnummer verfügt. Und die Internetseite war erst kurz zuvor eingerichtet worden – und zwar durch eine Privatperson in Italien. Sie würde diesem Unternehmen kein Geld anvertrauen, meinte die britische Kollegin abschließend.
Untreue "Treuhänder"
Escrow (Treuhand)-Dienste wickeln grenzüberschreitende Geschäfte ab: Man kann sie einschalten, wenn man Geld nicht an einen unbekannten Geschäftspartner überweisen möchte. Leider aber tummeln sich unter Escrow-Diensten, wie dieses Beispiel zeigt, auch zahlreiche schwarze Schafe. Daher sollte man beim leisesten Verdacht auf einen Kauf verzichten oder sich zumindest erkundigen, ehe man Geld auf eine Reise ohne Wiederkehr verschickt.
Vorsicht auch beim Verkauf von Autos
Konsumenten suchen nicht nur Gebrauchtwagen im Internet, sie möchten ihr altes Auto dort mitunter auch zum Verkauf inserieren. Als Form der Bezahlung des Kaufpreises bieten Gauner, die sich als Kaufinteressenten tarnen, einen Scheck an.
So geschehen auch Herrn Erik S.. Er inserierte sein Auto auf einer österreichischen Online-Plattform. Ein Professor aus Kalifornien bekundete per E-Mail geradezu enthusiastisches Interesse für das Fahrzeug. Misstrauisch wurde Herr S., als der Amerikaner per Scheck bezahlen wollte, und zwar wesentlich mehr als den Kaufpreis. Die Differenz sollte per Bargeldtransfer an einen griechischen Spediteur zur Begleichung der Frachtkosten geschickt werden.
Der Konsument recherchierte zum Glück im Internet und erkundigte sich bei uns, was von dieser Vorgehensweise zu halten ist. Wir rieten ihm dringend vom Verkauf an den Herren aus den USA Abstand zu nehmen.
Hinter dem Professor mit Allerweltsname verbirgt sich eine internationale Betrügerbande. Hätte der unglückliche Verkäufer des Autos seinen Scheck einlösen wollen, hätte sich herausgestellt, dass dieser nicht gedeckt ist.