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Grafik eines Mannes der mit Tablet vor einem übergroßen Bildschirm mit dargestelltem Auto steht. Auch auf dem Schirm Schaltfläche "Kaufen" und darüber "Verlaufer kontaktieren"
Manche bestellen Gebrauchtwägen aus dem Ausland, ohne das Auto je gesehen zu haben. Bild: Net-Vector / shutterstock

Onlinebetrug beim Gebrauchtwagenkauf

Das EVZ erreichen immer wieder verzweifelte Autokäufer:innen von Gebrauchtwagen, die einem Betrug aufgesessen sind. Wir befassen uns in diesem Beitrag aber nicht mit Gewährleistungsproblemen technischer Natur und Autokäufen unter Wert wegen versteckter Mängel. Diesmal geht es um Vorschussbetrug durch Scheinverkauf von Autos auf großen Online-Plattformen oder Fake-Seiten. 

Auf Europas größtem Automarkt im Web, “Autoscout24” oder auf heimischen Marktplätzen wie “Willhaben” oder “Gebrauchtwagen.at” sowie anderen Portalen, kann man trotz Bemühungen der Plattformbetreiber:innen auch auf unseriöse Angebote stoßen. Leider kontaktieren uns Betrogene oft zu spät, nachdem sie eine Anzahlung oder gar den vollen Preis überwiesen haben. So lässt sich der Geldverlust meist nicht mehr rückgängig machen. Dieser Warnartikel soll es gar nicht so weit kommen lassen und illustriert zunächst die Betrugsmasche anhand von zwei Beschwerdefällen, die uns erreicht haben. Im Anschluss folgen unsere allgemeinen Ratschläge.

Inserat eines weißen Toyota Geländewagens mit technischen und Kontaktangaben
Gefälschtes Autoinserat Bild: EVZ Österreich

Herr N. aus Niederösterreich möchte einen gebrauchten Geländewagen kaufen und in einen Drittstaat außerhalb der EU bringen lassen. Er findet einen weißen Toyota Land Cruiser auf einem Internetmarktplatz. Mit dem Verkäufer wird in französischer Sprache der Preis von 6900 US Dollar vereinbart. Eine Hälfte als Anzahlung sofort, die andere Hälfte sobald der Wagen aufs Schiff verladen ist, mit dem Frachtbrief als Bestätigung.

Als er den Frachtbrief erhält, will er laut Vereinbarung auch die zweite Tranche überweisen. Eine aufgeweckte Mitarbeiterin seiner Hausbank warnt ihn aber vor einem möglichen Betrugsversuch. Wir prüfen und sehen ebenfalls Hinweise darauf: Da der angebliche Händler scheinbar in Polen sitzt und auch der Kunde in der EU wohnt, ist die Abwicklung in Dollar das erste Verdachtsmoment. Wir prüfen zusammen mit dem EVZ Polen die Dokumente genauer. Die enthaltenen Stempel der polnischen Handelskammer sind gefälscht. 

Zudem eigneten sich die Kriminellen Adressköpfe und Kontaktdaten sowohl einer legitimen polnischen Handelsfirma an, die hier gefälscht als Verkäuferin aufscheint, als auch einer Speditionsfirma, die den Wagen angeblich einschiffen sollte. Wir weisen Herrn N. an, auf keinen Fall die “fehlenden” 3450 an ein dubioses portugiesisches Konto zu überweisen. Stattdessen soll er bei der Polizei Betrugsanzeige erstatten, und falls noch möglich, die erste Zahlung über seine Bank zurückholen.

Inserat von einem violetten Renault Van mit technischen und Kontaktangaben
Gefälschtes Autoinserat Bild: EVZ Österreich

Frau V. aus Wien hat auf autoscout24 einen großräumigen Van gefunden. Der Verkäufer schlägt vor, das Auto aus Norwegen über eine britische Transportfirma nach Luxemburg zu den Eltern der Käuferin bringen zu lassen. Verlangt werden 30 % als Vorauszahlung, stolze 9000 Euro. Die Restzahlung soll bei Lieferung erfolgen.

Die Dame ist vorerst skeptisch und ruft testhalber bei der Transportfirma an. Das scheint in Ordnung zu sein, die Firma weiß zwar noch nichts von einem Auftrag aus Norwegen, dennoch macht die Konsumentin die Anzahlung. Es treten aber an jeder Grenze, die der Wagen scheinbar überquert (Dänemark, Deutschland und Luxemburg) unerwartete Probleme auf. 

Der Verkäufer schreibt wiederholt, die Behörden würden Importzölle und nationale Steuern verlangen. Angeblich als Absicherung dagegen, dass die Käuferin das Auto zerlegt und in Einzelteilen verkauft. Am Ende bezahlt sie aufgrund von gefälschten Zertifikaten all diese betrügerischen Forderungen und hat am Ende 30.000 Euro verloren. Für ein Auto, welches sie nie gesehen und welches es wohl nie gegeben hat.

Rolle von Fake Speditionen

beim Kauf

Wie sich in unseren Fällen immer wieder zeigt, und wie auch die zahlreichen Warnmeldungen der Watchlist Internet deutlich machen, spielen echte und erfundene Speditionen häufige eine elementare Rolle bei der Online-Abzocke mit Gebrauchtwagen . Weil das Auto angeblich im Ausland ist, soll der Kauf über eine Spedition durchgeführt werden. Dafür werden Opfern weitere Gebühren oder Zahlungen für eine Zusatzversicherung entlockt. Die Betrogenen sollen wieder im Voraus auf ein Treuhandkonto überweisen. Folgende Vorteile machen den Deal schmackhaft: 

  • Der Kaufpreis beinhalte sowohl die Transportkosten als auch Zulassung in Österreich (Entrichtung der NOVA).
  • Die Spedition agiere dabei als sichere Treuhänderin und würde den Wagen bei Nichtgefallen binnen einer kurzen Probezeit auch wieder zurücknehmen und den Kaufpreis rückerstatten.

beim Verkauf

Auch am Zunehmen ist Betrug mit Fake Speditionen unter umgekehrtem Vorzeichen. Und zwar werden dabei Privatverkäufer:innen auf Verkaufsplattformen von Betrüger:innen kontaktiert. Sie sollen, da die vermeintlichen Interessent:innen im Ausland wohnen, einer von ihnen ausgesuchten Spedition eine Vorauszahlung für den Transport leisten. Als Gegenleistung schicken die Betrüger:innen gefälschte Kontoauszüge oder Einzahlungsnachweise über den Kaufpreis an die Verkäufer:innen und Zusicherungen größter Sicherheit. Die Spedition gibt es allerdings nicht, oder die Logos und Schriftsätze wurden denen echter Unternehmen nachempfunden und die Zahlung der Verkäufer:in auf das dubiose Konto ist verloren.

Sobald die Opfer zahlen, kommen gefälschte Bestätigungen der unechten Spedition, um den Anschein zu wahren, dass alles am Laufen wäre. Nachdem die Kriminellen ihre Opfer mit den professionell fabrizierten Rechnungen, samt Details zur Transaktion und Wagen in Sicherheit gewogen haben, versuchen sie im schlimmsten Fall noch mehr Geld rauszuholen. So werden Ereignisse für weitere Zahlungen erfunden, wie etwa überraschende Unkosten beim Transport, Zollforderungen oder Versicherungsnachzahlungen.

Piktogramm zeigt Geldschein über einer ausgestreckten Hand mit rotierenden Pfeilen

Wiederkehrende Zahlungen

Was ist Escrow Scam?

In den beschriebenen Fällen handelt es sich um Vorschussbetrug, bei dem die Opfer das Geld auf ein von Kriminellen eingerichtetes Treuhandkonto einzahlen. Wenn eine betrügerische Organisation eine Scheinfirma als Vermittlerin gründet, und diese zu Betrugszwecken als rechtmäßiges eigenständiges Unternehmen auftreten lässt, handelt es sich um einen sogenannten Escrow Betrug. Dabei nutzen Kriminelle die anfängliche Skepsis und Vorsicht der interessierten Käufer:innen sogar noch aus. Indem die Opfer denken, die Beteiligung der zweiten Firma würde das Geschäft absichern, werden sie mit Fälschungen von Zertifikaten, Ausweisen und Rechnungen dazu gebracht, weitere Beträge locker zu machen.

Piktogramm zeigt Geschäftsgebäude und darüber durchgestrichene € Banknoten

Escrow Betrug

Riskante Zahlungsmittel

Kriminelle versuchen ihre Opfer zur Zahlung per Vorkasse zu bringen, da diese, sobald eingeleitet, sehr schwer zu verhindern und kaum zurückgebucht werden kann. Auf der Seite des Webshop sind häufig weitere Zahlungsmöglichkeiten wie z. B. Kreditkarte, Klarna oder Paypal abgebildet, und dies lässt die Seite etabliert aussehen. Beim Check-Out jedoch steht dann nur noch eine Direktüberweisung zur Auswahl. Angeblich wegen technischer Probleme, oder weil die gewünschte Bezahlmethode im betreffenden Land nicht angeboten wird. Man sollte auf keinen Fall per Vorkasse bezahlen. Stattdessen sind immer Bezahlmethoden sicherer, die im Notfall eine Rückbuchung (Chargeback) zulassen. Das sind genau die von der Betrugsseite nur optisch angebotenen: Kreditkarte, Paypal und andere Bezahldienstleister mit Absicherung. 

Piktogramm zum Thema "Bezahlmöglichkeiten"

Bezahlmöglichkeiten

Warnhinweise für Gebrauchtwagenkauf online

  • Das Fahrzeug kann nicht besichtigt werden, da es in einem anderen Land steht. Deshalb werden unter Umständen eine Probezeit und ein Rückgaberecht versprochen. Dies ist bei Privatverkäufen auf Plattformen und bei Gebrauchtwagen generell unüblich.
  • Das Auto im guten Zustand kostet im Vergleich verdächtig wenig. Verschaffen Sie sich einen Überblick über die echte Marktlage, z. B. mit diesem Onlinerechner.
  • Oft werden gestohlene Fotos für das Online-Angebot verwendet. Fragen Sie zur Sicherheit beim Verkäufer nach einem Scan des Zulassungsscheins und weiteren Fotos, z. B. vom Innenraum, vom Motor des Wagens und nach einer anderen Außenansicht. Werden Sie skeptisch bei Ausreden, dass das nicht ginge!
  • Es wird eine Anzahlung als Sicherheit verlangt. Diese soll über nicht rückverfolgbare Zahlungsmittel wie etwa eine Banküberweisung erfolgen. Nicht mittels Überweisung bezahlen!

Wenn ein eigener Webshop existiert:

  • Impressum und Kontaktangaben prüfen - werden die in der EU verpflichtenden Angaben über Firmenname, Firmenadresse, E-Mail-Adresse und Telefonnummer erfüllt?
  • Adressangaben z. B. in Google Maps mit Streetview ansehen. Ist die Firma an dieser Stelle wirklich vorhanden, oder ist es ein Wohnhaus, eine Briefkastenfirma oder ein leeres Grundstück irgendwo in der Industriezone?
  • Namen der Firma in Google mit dem Suchbegriff “Fake” oder “Review” usw. eingeben, um Erfahrungsberichte zu sehen.
  • Prüfen, ob die Webseite erst kürzlich eingerichtet wurde. Das Erstelldatum der Domain ist auf whois.com abrufbar.
  • Um seriös zu wirken, werden Angaben eines tatsächlichen Unternehmens missbraucht oder fabriziert, wie z. B. Adressangabe, Handelsregistereintrag oder eine ähnlich aussehende E-Mail-Adresse. Versuchen Sie testhalber, die Firma über einen anderen als den bisherigen Kanal zu kontaktieren.

Wenn das Angebot von einem etablierten Online-Marktplatz stammt:

  • Sehen Sie nach, ob der:die Verkäufer:in bereits andere Verkäufe mit echten Kunden abgeschlossen hat oder ob es ein Erstverkauf ist.
  • Betrüger:innen versuchen die Kommunikation zur Anbahnung der Zahlungen abseits der Nachrichtenfunktion des  Marktplatzes zu verlegen z. B. mittels Social Media wie WhatsApp, Telefonaten oder über ein Wegwerf-E-Mail-Konto, um nicht rückverfolgbar zu sein.

Wenn Sie Dokumente oder weitere Rechnungen zugeschickt bekommen

  • Sobald eine erste Anzahlung gemacht wurde, werden aus fadenscheinigen Gründen oft weitere Zahlungen verlangt, z. B. weil unerwartete behördliche Vorgaben zum Import oder Probleme mit einer angeblich beauftragten Transportfirma auftraten. Spätestens da sollten Sie aufschrecken!
  • Bei Handelskammerauszug o. ä. können Sie versuchen diese auf Echtheit zu prüfen. Viele Länder bieten einen freien Online-Zugang zu diesen Auszügen. Betrüger:innen klonen Firmen und der Eintrag stimmt mit der echten Firma oft nur in Details, z. B. in der Tätigkeitsbeschreibung bzw. in der Vertriebsform, nicht überein.
  • Fallweise werden Zertifikate oder Amtsstempel nur plump gefälscht. Bei Unsicherheit können Sie uns um Auskunft fragen.

Wenn Sie bereits betrogen wurden, möglichst sofort: 

  • Anzeige bei der Polizei erstatten, damit diese effektiv ermitteln kann.
  • Bank kontaktieren und Rückbuchung versuchen. Das klappt allerdings nur, wenn die Überweisung noch nicht durch ist oder das Geld bei der Empfängerbank noch nicht behoben wurde.

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