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Frauenhand hält Smartphone auf dem Schoß und vergibt eine 5 Sterne Bewertung, daneben überlagern symbolische Darstellungen von Kundenrezensionen in 12 Sprechblasen die linke bildhälfte
Kundenrezensionen sind hilfreich - aber nur wenn sie echt sind Bild: HAKINMHAN / shutterstock

Amazon, Booking und Expedia gehen gegen Fake-Bewertungen vor

Es ist kein Geheimnis, dass Kundenbewertungen und Testimonials oft gefälscht oder gekauft sind. So versuchen Unternehmen Ihren Ruf online auf unfaire Weise zu verbessern. Es gibt einen großen Schattenmarkt in dem spezielle Agenturen (fake review brokers) solche Bewertungen für Gegenleistungen wie etwa Rabattgutscheine vermitteln oder schlichtweg fabrizieren.

Abhilfe schafften bisher Apps und Softwareprodukte mit künstlicher Intelligenz, die solche Fake Bewertungen erkennen und herausfiltern. Rund dreiviertel aller Onlinekund:innen lassen sich bei der Auswahl von Diensten und Waren von Kundenbewertungen leiten. Hintergrundwissen zu Rezensionen und Bewertungssystemen finden Sie in unserem detaillierten Artikel "Kundenbewertungen im Internet".

Grafik von 6 Sprechblasen mit Kundenreviews und Sternen, bei vieren darüber rote Stempel mit Fake Aufschrift
Fakes nehmen bei Bewertungen überhand Bild: VELvector & Mahmudul-Hassan / Shutterstock

Eine Untersuchung der Analyseplattform Fakespot ergab im Jahr 2021, dass rund 42% aller Amazon Bewertungen manipuliert waren. Selbst wenn diese Zahl zu hoch gegriffen sein sollte, vertrauen viele Käufer:innen den Sternevergaben zu Recht einfach nicht mehr. Das alles ist auch dem weltgrößten Onlinehändler aus Seattle bestens bekannt.

Amazon bildete nun eine Allianz mit der ebenfalls in Seattle eingetragenen Reiseplattformen Expedia Group und der Booking Holding aus dem amerikanischen Norfolk. Diese weltgrößten OTA (online travel agency) leiden genauso wie Amazon unter einem Imageschaden aufgrund korrumpierter oder unechter Userwertungen.

Diese drei amerikanischen Delegationen vereinen eine geballte Marktmacht und kommen Anfang Dezember nach Europa, um weltweit als Allianz die vertrauenswürdige Verbraucherbewertungen allgemein und somit ihr eigenes Image zu schützen. Mit dabei sind auch die führenden Bewertungsplattformen zu Reisen Tripadvisor, zu Onlinediensten Trustpilot und zu Stellenausschreibungen Glassdoor. Schon letzten Oktober trafen sich diese Big Player in San Francisco, um Methoden zu entwickeln , die gefälschte Nutzerrezensionen auf Plattformen aufspüren. Im ersten Schritt dieser Coalition for Trusted Reviews wurden Industriestandards und Definitionen ausgearbeitet und Informationen zwischen den Konkurrenten ausgetauscht, um gemeinsam und systematisch gegen solche betrügerische Vorgehensweisen vorgehen zu können.

Der Vorwurf, praktisch nichts gegen gefälschte Bewertungen zu tun, steht seit Jahren im Raum. Die Europäische Union hatte 2019 eine Richtlinie zu unlauteren Geschäftspraktiken (UCPD) aktualisiert, die unter anderem Verbraucher:innen vor irreführenden Bewertungen schützt. Eine Marktuntersuchung in der EU - ein sogenannter "Sweep" - ergab im Jahr 2022, dass auf 55% aller Webseiten nichts gegen Fake Bewertungen unternommen wird. Zahllose Verwarnungen wurden ausgesprochen und Durchsetzungsbehörden (des CPC) nahmen die Webseitenbetreiber in die Pflicht, etwas dagegen zu tun. Die Gruppe um Amazon will sich Anfang Dezember in Brüssel treffen, um das weitere Vorgehen zu konkretisieren. Sie haben sich höchste Standards für Integrität, Transparenz und Verantwortlichkeit auf die Fahnen geschrieben und werden mit Fachakademiker:innen und politischen Entscheidungsträger:innen zusammenarbeiten. Nach solchen großen Worten sind wir als Verbraucherschützer:innen natürlich auf konkrete Maßnahmen gespannt.

Die Tatsache, dass es sich hier allesamt um amerikanische Konzerne handelt, die sich in Brüssel treffen, zeigt zwei Seiten derselben Medaille. Auf der Kehrseite, dass Europa im führenden Onlinebusiness als bloße Kundenregion hinterherhinkt und keine eigenen Unternehmen an dieser globalen Initiative beteiligen kann. Auf der Vorderseite glänzt hingegen, dass der Veranstaltungsort Brüssel als Quelle der strengen europäischen Konsumentenschutz- und Datenschutzregeln nicht bloß den globalen Aspekt der Bemühung herausstreichen soll, sondern vielmehr, dass diese Schutzmechanismen der EU auf dem Weltmarkt indirekt ihre deutliche Wirkung zeigen.

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