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Bekannteste 5 Kryptowährungen mit aktueller Wertanzeige und Verlaufsgraph
Der Run auf Kryptowährungen ist weiterhin ungebrochen. Noch nie investierten weltweit so viele Menschen in bekannte (Bild) oder weniger etablierte Währungen. Bild: Screenshot 19.01.2021 / Crypto.com

Krypto Scams nehmen zu - Warnung vor CFP Union

Während der Covid19 Pandemie boomt nicht nur das Online-Glücksspiel. Den Wunsch auf eine andere Art mit etwas Glück Geld zu machen spiegelt der ungebrochener Run auf Kryptowährungen wieder. Laut Crypto.com verdoppelte sich die weltweite Zahl an Nutzern von Kryptowährungen innerhalb der zweiten Jahreshälfte 2021.  Inflation ist während der Pandemie ein weltweites Thema, auch daher stieg die Akzeptanz von Privatanlegern mit Krypto zu handeln im Vorjahr um beinahe 900% und liegt mittlerweile bei 295 Millionen Menschen mit Crypto Assets. Somit ist klar, dass in diesem enormen Handelsvolumen viel Geld von unerfahrenen neuen Kleinanlegern bei unseriösen Anbietern hängen bleibt. Viele verlieren Zugriff auf ihre Einsätze bei ersten Investmentversuchen, und das ruft scheinbar eine neuartige Betrugsmasche auf den Plan: Wir holen dein verlorenes Kryptogeld zurück, wenn du uns die Rückholaktion vorfinanzierst...

Diese Gelegenheit in einem Boommarkt schnelles Geld mit der Unerfahrenheit oder Leichtgläubigkeit neuer Anleger zu machen wird zunehmend von betrügerischen Unternehmungen ausgenutzt. Crypto Fraud Protection Union (CFP) ist unserer Einschätzung nach in diesem Feld mit falschen Versprechungen und unseriösem Vorgehen aktiv. Wir stellen in diesem Beitrag Vorgehensweise und Abläufe etwas genauer dar, um Leserinnen und Leser auf kritische Punkte hinzuweisen, die sie bei ähnlich unseriösen Angeboten entdecken mögen.

Verlorene Kryptofunds zurückholen - geht das?

CFP Union gibt an, eingefrorene Blockchain Wallets zurückverfolgen, und die darin verlorenen Guthaben für Anleger refundieren zu können. Blockchain steht für eine kontinuierlich erweiterbare Liste von einzelnen Datensatzblöcken. Diese enormen Ketten von Datensätzen enthalten dabei typischerweise einen verschlüsselten sicheren Streuwert (Hash) des vorhergehenden Datenblocks, Zeitstempel und Transaktionsdaten. Eine Blockchain Wallet ist eine digitale Geldbörse, die eine Verwaltung der verschiedenen Coins von Internetwährungen ermöglicht. Doch kann man auf verlorene und verschlüsselte Blockchains den ursprünglichen Zugriff überhaupt wieder herstellen?

Piktogramm zum Thema "Versprechungen hinterfragen"

Versprechungen hinterfragen

Auf unsere Frage ob das technisch überhaupt möglich ist, antwortet Blockchain Experte Mag. Stephan Hattinger:

Grundsätzlich ist auf den meisten Blockchains jede Transaktion öffentlich für immer sichtbar, wenn es sich nicht um sogenannten "privacy coins" wie Monero handelt. Diese Daten werden von spezialisierten Unternehmen auch für Analysen genutzt. Allerdings ist für die meisten Fintech Firmen die Verknüpfung des Datensatzes mit einem individuellen Bankkonto nicht verfügbar. Auf sogenannten On/Off Ramps, also Applikationen, die den Gegenwert einer Kryptowährung in nicht virtuelle Währung oder Leistung umwandeln, wird dagegen von den meisten Krypto-Handelsplattformen (Exchanges) eine Personenidentifizierung gegen Geldwäsche und Betrug eingesetzt.

Diese "Know Your Customer compliance" (KYC) wird von staatlichen Regulierungsbehörden eingefordert. Somit ist nicht anonymisierten Exchanges natürlich die Interaktion eines realen Menschen mit einer bestimmten Kryptoaddresse bekannt. Eine Gegenbestrebung solche Spuren zu verwischen sind sogenannte "mixer". Hierbei wird versucht Spuren - also Eingangs- und Ausgangsadressen auf den Chains - zu verwischen. Generell lässt sich aber sagen, dass es teils KI unterstützte Analysemethoden zur Bekämpfung von Geldwäsche und Betrug gibt, wie etwa im Einsatz der am meisten etablierten tradfi Anbieter. Tradfi sind die größten zentralisierten Fintech Unternehmen und diese halten sich an staatliche Regulationen, wie etwa relativ strenge KYC Vorgaben.

Was hier also technische theoretisch möglich scheint, hängt sehr stark vom Einzelfall ab. Welche Kryptowährung hatte ich mit welchem Dienst gekauft? 

    Jedenfalls fragwürdiger als die technische Machbarkeit erscheint das Ganze bei wirtschaftlicher Überlegung:

    1. Warum braucht das Unternehmen das Zutun eines Geschädigten? Warum wird eine Einzahlung / Neuinvestition vom früher Geschädigten gefordert?
    2. Wenn die Rückholung verlorener Wallet Assets möglich wäre, würde ein solches Unternehmen aus den zurückgeholten Geldwerten eine Erfolgsprovision einbehalten und sich so finanzieren.
    3. Wenn Geschädigte vor mehreren Jahren auf eine betrügerische Kryptobank oder Plattform eingezahlt hatten, wurden dort vermutlich gar keine Kryptowährungen angeschafft und es liegen keine Blockchains vor, die man "krypto-forensisch" - wie CFP Union schreibt - nachverfolgen könnte. Allein das Versprechen dessen ist unhaltbar.
    4. Woher hat das Unternehmen Kontaktdaten und das Wissen um das Trading der betroffenen Einzelperson? Die Vermutung liegt nahe, dass Daten von einer unseriösen Plattform an eine weitere (CFP) weitergegeben wurden.
    Piktogramm zum Thema "Kryptoscam oder nur Vaporware?"

    Kryptoscam oder nur Vaporware?

    Esel als Gärtner

    Aus obigen Gründen wird klar warum CFP Union sich den Mantel einer Betrugsbekämpfungsinitiative umhängt. Auf diese Argumente steht ein "ja aber wir wollen selbstlos helfen und Betrug bekämpfen" unausgesprochen im Raum. Dass ein von uns vermuteter Betrug sich selbst als Initiative zur Betrugsbekämpfung darstellt und auf der Webseite einige richtige Tipps gibt, mit Regulierungsbehörden wirbt, und auf der Seite sogar ein Eingabefeld zum angeblichen Einmelden von Betrugsversuchen hat - kommt nicht oft vor und überraschte selbst uns. Die Crypto Fraud Protection Union ist gut darin, Glaubwürdigkeit vorzuschützen.

    Formelle Betrugsanzeichen

    • Die Webseite cfpunion.com ging erst am 11.12.2021 online (obwohl CFP Union in einem Text angibt seit 2009 zu bestehen) und wird anonym ohne Eigentümer Information (WHOIS) gehostet und die Webseite informiert nicht über Terms and Conditions (AGB).
    • Außerdem wird die Seite laut Scamadviser auf einem Server gehostet, auf dem weitere verdächtige Webseiten liegen.
    • CFP Union listet in seiner Fußzeile mit Geschäftspartnern die Schwedische Zentralbank Sveriges Riksbank. Das EVZ Schweden geht auf Anfrage davon aus, dass die staatliche Zentralbank grundsätzlich so nicht mit Start-Ups zusammenarbeitet und hat die Bank über die wahrscheinlich missbräuchliche Platzierung ihres Logos verständigt.

    Unseriöse Geschäftspraxis

    Zielgruppe sind Kleinanleger, die im Bereich Kryptowährungen unseriösen Firmen auf den Leim gegangen sind und auf getätigte Einzahlungen keinen Zugriff mehr haben. Ein Betroffener berichtet wie vorgegangen wird:

    Vor Weihnachten rufen sie mich ständig aus Berlin, London oder Leeds an. Ich habe vor 5 Jahren bei eztrader 300 € für eine Mischung an Kryptos eingesetzt und sie sagen es ist jetzt 10000 € wert. Dabei wollen die mich nur weiter zum Spekulieren bekommen. Wenn ich das nicht in Anspruch nehme geht das Geld an ein Waisenhaus. Die Frau am Telefon sagte ich soll 1500 € einzahlen, damit sie mir die 10000 € ausschütten können, die es mittlerweile geworden sind. Ein anderer sagte sie wüssten von 3000 €, die ich eingesetzt hätte und von drei Bankkonten. Ich habe dann swissborg (Anmerkung: eine Krypto Trading App) auf dem Handy installiert, bei coinspot und binance wollten sie auch, dass ich mich registriere, da ging meine Authentifizierung aber nicht durch. Dann haben sie Anydesk (Anmerkung: Software für Fernwartung von Computern) verwendet und  mich live angeleitet, damit ich mich überall registriere zB bei Bitpanda. Zu aller erst wollten sie aber immer mit Anydesk dabei zuschauen wie ich mich beim Ebanking einlogge die IBAN und Transaktionen sehen. Die Anrufe waren in gebrochenem Deutsch, keine Ahnung woher sie meine Nummer hatten. Ich habe mittlerweile alle meine Passwörter geändert und alles gelöscht und die Telefonnummern und Chats blockiert. Am Anfang dachte ich mir da ist was dran, weil woher wussten die von meinen Einzahlungen - und deren Website sieht ja total sauber und glaubwürdig aus.

    Anonymisierter Handy Screenshot eines CFP Dashboards vom 17.1.2021
    Das CFP Dashboard lockt mit über 10000 € durch den "Withdraw" Button. Draufgeklickt, öffnen sich diverse Krypto Wallets in die man einzahlen soll, bevor man die angebliche Summe erhalten könne. Bild: Handyscreenshot des CFP Dashboards eines Geschädigten vom 17.1.2021

    Woher die Firma diese Email Adressen der Kleinanleger als auch deren Telefonnummer hat, ist fraglich. Wenn jemand auf die Emails reagiert und bei CFP Union einen User Account anlegt, folgen unaufgeforderte Anrufe (sogenannte Cold Calls) aus vorwiegend Großbritannien und auch Deutschland. Interessierte werden daraufhin in fehlerhaftem Deutsch durch Telefonate, Emails und WhatsApp Chats zu Investments gedrängt.

    Piktogramm zum Thema "Online Finanz - Scam"

    Online Finanz - Scam

    Einsatz von Fälschungen

    In den von CFP Union versandten Emails werden Empfehlungen zweier Institutionen als Anlagen beigefügt, um die Glaubwürdigkeit zu erhöhen. Man könne mit dem Sachbearbeiter einen Termin vereinbaren um die versprochene Summe (in der Regel über 10.000 €) zu bekommen oder verzichten und das Geld geht an einen guten Zweck.

    Anonymisierter Screenshot eines CFP Union Werbe Emails
    Als Erstes versendet CFP ein Email an geschädigte Kleininvestoren und wirbt um Kontaktaufnahme mit einem angeblichen Sachbearbeiter. Bild: Screenshot eines Emails von CFP Union 21.1.2021
    Gefälschte Spendenbeglaubigung und angebliche Empfehlung durch ein Münchner Waisenhaus
    Durch CFP Union fabrizierte Spendenbeglaubigung und Empfehlung eines Münchner Waisenhaus. Bild: CFP Union - versandte Emailanlage

    Eine Beilage bei solchen Emails ist eine Empfehlung in Form eines Dankesschreibens eines Michael Kuhlmann von einem Waisenhaus in München. Nachfragen beim Münchner Waisenhaus ergab, dass dieses nicht echt ist und nicht im Namen des Waisenhauses und keinesfalls mit Zustimmung verfasst wurde. Die Institution stellt klar, dass sie - finanziert durch die Waisenhausstiftung München - solche Kooperationen nicht eingeht. Vermutlich wurde der Name Kuhlmann von der Homepage des Waisenhauses aus einer Bildunterschrift (Bildrechte des Fotographen Kuhlmann) für das Falsifikat geklaut. Zudem gab es in München schon Anrufe von Geschädigten, die sich ebenfalls nach dem Verhältnis von CFP Union zum Waisenhaus erkundigten. Der Vorfall wurde bei der Polizei zur Anzeige gebracht.

    Das zweite beigelegte Schreiben stammt angeblich vom Leiter der FCA, der britischen Finanzmarktaufsicht. Deren CEO Sean Carter schreibt hier angeblich, dass der FCA Aufsichtsrat der FCP Union die Lizenz im Rahmen der EU Betrugsbekämpfungsprogramme Hercule 1 und Hercule 2 bewilligt und dabei der CFP Union Erfolg wünscht. Das macht aus zweierlei Gründen keinen Sinn. Erstens ist UK nicht mehr Teil der EU, warum sollte eine britische Finanzmarktaufsicht EU-Lizenzen verwalten. Zweitens liefen beide Programme bis Mitte der 2010er Jahre, seitdem ist Hercule 3 in Kraft.

    Versehen sind beide "Beweise" der Glaubwürdigkeit mit Logos und Unterschriften. um einen seriösen Eindruck zu verstärken. Wir gehen auch beim zweiten von einem Falsifikat aus.

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