Viele Aufsperrdienste bewerben ihre Dienste im Internet oder scheinen im Telefonbuch auf. Oft ist es schwer, zwischen seriösen und unseriösen Anbietern zu unterscheiden. Umso wichtiger ist es, zu wissen, worauf man achten muss.
Im Ernstfall befinden sich Konsumenten meist in einer Stresssituation und nehmen das erste Unternehmen, das ihnen die Suchmaschine anzeigt. Doch gerade darauf spekulieren viele Abzocker und kaufen sich weit oben gereihte Anzeigen im Internet und in Telefonbüchern.
Ein Beispielfall
Eine Konsumentin hat sich hilfesuchend an das Europäische Verbraucherzentrum Österreich (EVZ) gewandt, nachdem sie von einem unseriösen Anbieter aus Deutschland getäuscht worden war. Sie schilderte ihren Fall folgendermaßen:
Die Eingangstür der Konsumentin ließ sich aus unbekanntem Grund nicht mehr öffnen und so kontaktierte sie das Unternehmen "Schlüsselnotdienst 24h". Dieses ist in Deutschland situiert, bietet seine Dienste jedoch auch in Wien an. Am darauffolgenden Tag kamen zwei Mitarbeiter vorbei, brachen die Tür auf und bauten das Schließsystem komplett aus. Sie stellten einen Defekt fest und wollten Ersatzteile besorgen. Nach zwei Stunden kamen sie unverrichteter Dinge mit der Auskunft zurück, das benötigte Teil wäre nur in Deutschland erhältlich und müsse bestellt werden. Dies würde etwa eine Woche in Anspruch nehmen und man würde sich melden, sobald die Ware angekommen sei.
Die Konsumentin musste eine Rechnung über 726 Euro bar begleichen. Ihre Tür wurde inzwischen behelfsmäßig verschlossen und konnte ab diesem Zeitpunkt nicht mehr benutzt werden. Die Sicherheit der Konsumentin und ihrer Familie war dadurch nicht gewährleistet, da die Tür sehr leicht wieder aufzubrechen gewesen wäre.
Nach einer Woche versuchte sie mehrmals, den Schlüsseldienst zu kontaktieren. Versprochene Rückrufe passierten nicht. Es wurde sogar die Telefonnummer der Konsumentin von dem Unternehmen gesperrt. Schließlich erreichte sie doch jemanden, indem sie ein anderes Telefon verwendete. In einer Konferenzschaltung mit jenem Mitarbeiter, der damals bei ihr die Tür aufgebrochen hatte, und einem zweiten Mitarbeiter wurde schließlich ein Folgetermin vereinbart.
Man versicherte ihr, dass die Ersatzteile in den nächsten Tagen geliefert würden und ihre Telefonnummer wieder freigeschalten würde. Die Konsumentin erhielt als Kontaktmöglichkeit eine Handynummer von dem Mitarbeiter, die sich später als falsch erwies.
Einen Tag vor dem ausgemachten Termin erhielt die Konsumentin einen Anruf von einem dritten Mitarbeiter, der technische Auskünfte zur Tür und dem ausgebauten Schließsystem erfragte. Die Konsumentin verwies auf den ersten Mitarbeiter. Der Anrufer antwortete, er würde sich bei seinem Kollegen erkundigen und dann rückrufen, was jedoch wieder nicht passierte.
Am Folgetag wurde weder der Termin eingehalten, noch angerufen, noch konnte die Konsumentin jemanden vom Schlüsseldienst erreichen. Inzwischen hat sie einen anderen Anbieter mit der Reparatur beauftragt.
Staatsanwaltschaft Wien ermittelt
Nach Informationen, die dem Europäischen Verbraucherzentrum Österreich vorliegen, ermittelt die Staatsanwaltschaft Wien derzeit gegen mehrere unseriöse Aufsperrdienste. Laut einem Artikel auf help.orf.at gibt es die Vermutung, dass es sich um ein EU-weit tätiges Netzwerk handelt, da vergleichbare Fälle auch in Belgien und Frankreich aufgetreten seien. Die Strategien sind dabei sehr ähnlich: Die Aufsperrdienste sind im Internet bzw. im Telefonbuch sehr gut platziert, was auf die Konsumenten vertrauenserweckend wirkt. Sie führen die Arbeiten jedoch nicht ordnungsgemäß durch.
Dann verrechnen sie Preise, die weit über dem Durchschnitt bzw. bei Ersatzteilen weit über dem eigentlichen Kaufpreis liegen und verlangen Bargeldzahlungen. Oftmals ist die einzige Kontaktmöglichkeit eine 0800-Telefonnummer, wobei auch hier nur sehr schwer jemand erreichbar ist.
Hilfe durch das Europäische Verbraucherzentrum Österreich (EVZ)
Sollten Sie Probleme mit einem unseriösen Aufsperrdienst haben, können Sie sich gerne an den Verein für Konsumenteninformation VKI (bei österreichischen Anbietern) oder das Europäische Verbraucherzentrum Österreich EVZ (bei Anbietern aus anderen EU-Mitgliedsstaaten) wenden. Bei Verdacht auf Betrug können Sie sich an die nächstgelegene Polizeidienststelle wenden, um gegebenenfalls Anzeige zu erstatten.