Es ist zu vermuten, dass der Passagierschwund aufgrund der Pandemie, der harte Konkurrenzkampf mit dem Platzhirschen Ryan Air (der größten Airline Europas) um idente Routen und ähnliche Zielgruppe und schließlich der steigende Treibstoffpreis die Hauptauslöser dafür sind, dass der drittgrößte Billigflieger sein lokales Angebot stark zurückschraubt. Im Herbst sollen allerdings die Verbindung nach Valencia und Abu Dhabi reaktiviert werden, neue Verbindungen in die Hauptstädte Podgorica und Erewan wurden angekündigt.
Täglich Beschwerden
Bei uns rufen täglich verärgerte Kunden von Wizz Air an, deren Flug von Seiten der Luftfahrtunternehmens abgesagt wurde. Wenn eine Fluggesellschaft den Flug annulliert, haben Passagiere ganz klar einen Anspruch auf eine alternative Beförderung zum Endziel unter vergleichbaren Reisebedingungen oder Rückerstattung des Ticketpreises binnen 7 Tagen. Das regelt die Fluggastrechteverordnung. Wizz Air kommt dieser Forderung in letzter Zeit schleppend bis gar nicht nach. Auch wir vom Europäischen Verbraucherzentrum dringen mit unseren Interventionen für Verbraucher zuletzt nicht durch. Wizz Air antwortet den Kollegen in Ungarn nicht, an einer außergerichtlichen Lösung scheint kein Interesse zu bestehen. Eine Anfrage bei der österreichischen Schlichtungsstelle APF (Agentur für Passagier- und Fahrgastrechte) ergab ein ähnliches Bild. Auch durch die APF vermittelte Beschwerdefälle werden von Wizz Air nur mit großem Rückstau bearbeitet. Wenn es hier zu keiner Schlichtung kommt, und die Fluglinie weder Alternativbeförderung noch Rückerstattung anbietet, so hat die APF die Möglichkeit dies bei Verwaltungsstrafbehörden anzuzeigen.
Frust nach Plattformbuchung
Einige verhinderte Passagiere, die sich bei uns melden, ärgern sich zusätzlich auch darüber, dass sie über Opodo oder andere Buchungsplattformen das Ticket erworben hatten. Es bleibt in solchen Fällen oft unklar, ob das Verlangen auf Rückzahlung von der Fluglinie ignoriert wird, oder ob die Fluglinie das Geld zwar an die Buchungsplattform überwiesen hat, aber diese wiederum die Rückerstattung dann nicht mehr an Kunden weitergibt. Generell sollten Geschädigte ihre Forderungen aufgrund annullierter Flüge immer direkt an die Fluglinie richten, und nicht an Vermittlerfirmen. Nach der Fluggastrechteverordnung ist die Airline verpflichtet die Rückerstattung vorzunehmen. Nur zu oft erleben wir aber, dass die Fluglinie an die Vermittlerplattform verweist und umgekehrt.
Brisanter Weise war Wizz Air eine der 16 Fluggesellschaften mit den meisten Beschwerden im Jahr 2021, die aufgrund eines EU behördlichen Einschreitens (CPC) eingewilligt hatten, Direktgutschriften aufgrund von Annullierungen künftig direkt gleich an Passagiere zurückzuzahlen und nicht mehr über Buchungsplattformen.
Zusatzkosten bei Discount Club
Ein zusätzliches Ärgernis ist der Wizz Air Discount Club, wenn man es mit einer ausstehenden Rückerstattung zu tun hat. Während der Flugbuchung wird eine Ermäßigung auf den Flugpreis angeboten, wenn man eine kostenpflichtige Jahresmitgliedschaft im Discount Club der Airline abschließt. Diese Mitgliedschaft will einem Wizz Air aber nicht refundieren. Und zwar auch dann nicht, wenn der Flug von Unternehmensseite abgesagt wurde und die Kunden gar nicht mehr fliegen wollen oder können, da die für sie in Frage kommende Flugverbindung nicht mehr existiert.
Was tun?
Wie erwähnt schaltet die Fluglinie auf stur und nimmt außergerichtliche Einigungsversuche derzeit nicht mehr an.
- Versuchen Sie bei über Kreditkarte oder über den genutzten Bezahldienstleister (z.B. Paypal) ein Chargeback. Wenn Sie vom Zahlungsabwickler nach einem Grund gefragt werden, teilen Sie mit, dass Ihre bezahlte Leistung nicht erbracht wurde.
- Falls Sie eine Rechtschutzversicherung haben, stellen Sie dort eine schriftliche Deckungsanfrage.
- Andernfalls können Sie das European Small Claims Procedure in Anspruch nehmen