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Schwarzes Werbeposter mit gelber Aufschrift Black Friday in einem Schaufenster
Alle Jahre wieder - Rabatte gegen Ende November Bild: Firn / Shutterstock

Black Friday: Hype und Fakten

Ende November ist Black Friday, der bekannteste Aktionstag des Handels im Jahr. Doch Schnäppchenjäger sollten vorsichtig sein. Den Händlern geht es vor allem darum, Umsatz anzukurbeln und die Warenlager zu leeren. Ob sich die bombastisch beworbene Ersparnis wirklich einstellt, ist oft fraglich.

Black Friday wird immer länger

Der Ursprung des Black Friday liegt wenig überraschend in den USA. Der Black Friday ist hier schon lange der umsatzstärkste Aktionstag im Einzelhandel. Traditionell beginnt hier der Rummel um das Weihnachtsgeschäft in der letzten Novemberwoche nach dem Erntedankfest Thanksgiving. 1941 verlegte der amerikanische Präsident Thanksgiving vor, um dem Einzelhandel das Vorweihnachtsgeschäft um eine Woche zu verlängern. Aus Medien bekannt sind die Schlangen vor den Stores, die auf den Startschuss warten und dann die tumultartigen Szenen der Menschenmassen, die sich beim Wettrennen um die Doorbuster Deals abspielen.

Menschenmasse mit großen Paketen im Einkaufszentrum
Globaler Ausverkauf zum Black Friday – hier im brasilianischen São Paulo Bild: Nelson Antoine / Shutterstock

Das Phänomen wurde durch Ausverkaufsevents und Rabattschlachten gegen Mitte der 2000er Jahre durch intensives Marketing auch in Europa eingeführt und ist mittlerweile ein globales Phänomen und beschert dem Handel überall Milliardenumsätze. In Deutschland sind es mittlerweile  5 Milliarden Umsatz am Black Friday, zweistellige Wachstumsraten jedes Jahr – vor allem Online.

Die andere Verlängerung gab es durch die Etablierung eines Cybermonday (oder auch Black Monday) am Montag nach dem Black Friday durch das Aufkommen des Onlinehandels. Die Tage dazwischen erklärte man zum Black Weekend oder Cyberweekend, die Woche darauf zur Cyber Week oder Black Week. Rabatte, Kampfpreise und Gutscheine werden schon Wochen davor massiv beworben. Oft sind Countdowns auf Webseiten installiert, die anzeigen wie lange ein Deal noch besteht oder wieviel Stück noch da sind.

Piktogramm mit Slogan "Cyber Monday" in Computerschrift

Fortsetzung des Black Friday

Geht´s noch länger?

Doch damit nicht genug, seit 2 Jahren etabliert sich auch bei uns der Singles Day. Dieser stammt ursprünglich aus der chinesischen Jugendkultur, quasi als Gegenstück zum Valentinstag. Die Wiederholung der Zahl Eins am Kalendertag des 11.11. erinnert ans allein Sein. In China verabredet man sich an dem Tag zum Essen, in Bars, zum Karaoke.

Chineschische Slogans und Verkaufszahlen bei einer Präsentation von Alibaba
Chinesischer Online-Marktplatz Alibaba präsentiert Rekordumsatz zum "Singles Day" Bild: ARD / Screenshot der Sendung Tagesschau am 9.11.2022 "China im Rabattrausch"

Die Wirtschaft hat sich den ursprünglich sozial gedachten Singles Day zu eigen gemacht. Die asiatische Verkaufsplattform Alibaba setzt am Singles Day über 30 Milliarden Dollar um. Amazon und immer mehr europäische Onlinemarktplätze und Großhändler sprangen bei diesem Trend auf und vermarkten den Singles Day nun seit etwa zwei Jahren immer stärker.

Der Verkaufsrummel umfasst längst nicht mehr einen Freitag, er bleibt einen halben Monat, um dann vom „regulären“ Weihnachtsgeschäft abgelöst zu werden.

  • 11.11.2022 Singles Day
  • 25.11.2022 Back Friday – läutet Cyber Weekend ein
  • 28.11.2022 Cybermonday  - läutet Cyber Week ein

70% billiger! – Deal des Jahres – Hammerpreis

Preisvergleiche sind ein Muss, dem Versprechen des „Hammerdeals“ sollte man Recherchezeit auf Preisvergleichsplattformen oder Suchmaschinen entgegensetzen. Paradoxerweise wird in den Cybertagen massiv mit Rabatten und Vergleichspreisen geworben, einem echten Preisvergleich hält das Angebot sehr oft aber nicht stand. Im Werbeslogan werden oft Kraut und Rüben verglichen, eine unverbindliche und womöglich veraltete Preisempfehlung eines Herstellers hat oft nichts mehr mit dem tatsächlichen Marktpreis zu tun.

Vermeintliche Schnäppchen sind sehr oft gar nicht billiger, Skepsis ist also angebracht. Verbrauchermagazine und -organisationen haben die Preise vor, zum Black Friday und die Wochen danach schon öfter dokumentiert. Das Ergebnis ist ernüchternd. In einer durch den ZDF angestoßenen Untersuchung waren bei rund 3000 Produkte in den Wochen vor, zu, und nach dem Black Friday, keine große Verbilligung zum Tagesangebot zu beobachten. Die Verkaufsplattform Idealo berechnete die durchschnittliche branchenunabhängige Ersparnis am Black Friday bei 4 %. So einen Rabatt bekommt man leicht bei anderen Aktionen oder durch normale Preisschwankungen im ganzen Jahr. Der Preismonitor der Arbeiterkammer zeigt, dass bei fast einem Drittel der Artikel schon am Tag des Angebots die gleiche Black Friday Aktionsware woanders im regulären Verkauf zu einem besseren Preis vorhanden war.

Dropshipping zum Nachteil von Kunden

Enttäuschte Frau in einer Küche über geöffnetem Paket
Bild: fizkes / Shutterstock

Doch vor allem bei Angeboten unbekannter Anbieter ist ein zweiter Blick ratsam. Vorausbezahlen sollte man generell nur vertrauenswürdige Anbieter. Es gibt viele, die am Hype teilnehmen, wenn die Jagd auf Schnäppchen Massen mobilisiert, die aber kein gutes Service bieten können oder wollen. Im Hinterkopf sollte die Frage präsent sein: Handelt es sich vielleicht um ein unseriöses Dropshipping Unternehmen?

Dropshipper haben die Ware gar nicht auf Lager, sondern bestellen in der Regel in Fernost. Das Kundenservice kann entsprechend desaströs sein – Retouren gestalten sich oft als unzumutbar oder unmöglich. Retourpakete mit ungewissem Ausgang nach China schicken zu müssen, würde Kunden von einer Bestellung abraten. Auf der europäisch aussehenden Webseite ist kaum herauszufinden, dass diese mit Dropshipping arbeitet. Zudem wäre der Preis bei einer Direktbestellung auf dem Onlinemarktplatz ohne den Umweg über das Dropshipping ohnehin besser gewesen. Denn viele Dropshipping Händler geben Bestellungen in ihrem eigenen Webshop, als Bestellungen bei Alibaba und Co auf, und schlagen eine Händlermarge auf.

Retouren

Wer es sich überlegt hat und sein Black Friday Schnäppchen wieder loswerden möchte, hat – sofern bei einem europäischen Händler bestellt – das Recht die Ware 14 Tage lang ohne Angabe eines Grundes zurückzusenden und den Kaufpreis rückerstattet zu bekommen. Dafür kann man unseren Musterbrief nutzen, oft fügen die Online Verkäufer ohnehin Retourscheine der Lieferung bei. Die zwei Wochen Frist beginnt am Tag der Lieferung zu laufen. Aufpassen beim Porto; wenn nicht anders vereinbart (siehe AGBs des Händlers) zahlt der Kunde die Postgebühren für die Rücksendung! Vorsicht auch bei Eintrittskarten von Veranstaltungen, Flugtickets oder Dingen, die nach eigenen Wünschen gestaltet wurden. Bei diesen ist ein kostenloser Rücktritt nicht möglich.

Piktogramm zeigt Paket und die Zahl 14 in einem darüberliegenden Kreis

Rücktrittsrecht bei Onlinebestellungen

Black Friday auslassen

Einkäufe zu Black Friday und Co sind nicht nur ökonomisch gesehen keine so gute Idee. Abgesehen von der vermeintlichen Ersparnis durch zweifelhafte Rabatte, führen Impulskäufe zu einer Anschaffung von Dingen im Affekt, die man sonst gar nicht gekauft hätte. Das belastet die Geldbörse mehr als ein Fake Rabatt und Befriedigung durch spontanen Kauf verfliegt bald.

Gut gekleidete Dame tanz mit Einkauftaschen über eine Mülldeponie
Bild: Ground-Picture / Shutterstock

Die nachteilhaften sozialen und ökologischen Aspekte durch den orchestrierten Konsumtag sind naheliegend. Berge von unüberlegt bestellter Fast Fashion, Kosmetika und Elektroartikel werden oft unter fragwürdigen Umständen (Ökologie, Arbeitsbedingungen) hergestellt und über den halben Globus transportiert. Die Konsumgesellschaft übt sich in Zügellosigkeit.

Deshalb erklären immer mehr Initiativen den Black Friday zum Kauf-Nix-Tag. Oder, wenn man gar nicht auf den kollektiven Einkaufstrubel verzichten möchte, zum „Green Friday“ oder „Fair Friday“. Als Alternative wird zum Kauf nachhaltiger Produkte mit Umweltlabels und sozialen Zertifizierungen angeregt.

Piktogramm zeigt Preistag mit Globus und Herz darüber

Auf Umweltlabels achten

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