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Schwarzes Werbeposter mit gelber Aufschrift Black Friday in einem Schaufenster
Alle Jahre wieder - Rabatte gegen Ende November Bild: Firn / Shutterstock

Black Friday: Hype und Fakten

, aktualisiert am

Der letzte Freitag im November ist Black Friday, der bekannteste Aktionstag des Handels im Jahr. Doch Schnäppchenjäger sollten vorsichtig sein. Den Händlern geht es vor allem darum, Umsatz anzukurbeln und die Warenlager zu leeren. Ob sich die bombastisch beworbene Ersparnis wirklich einstellt, ist oft fraglich.

Black Friday wird immer länger

Der Ursprung des Black Friday liegt wenig überraschend in den USA. Der Black Friday ist hier schon lange der umsatzstärkste Aktionstag im Einzelhandel. Traditionell beginnt hier der Rummel um das Weihnachtsgeschäft in der letzten Novemberwoche nach dem Erntedankfest Thanksgiving. 1941 verlegte der amerikanische Präsident Thanksgiving vor, um dem Einzelhandel das Vorweihnachtsgeschäft um eine Woche zu verlängern. Aus Medien bekannt sind die Schlangen vor den Stores, die auf den Startschuss warten und dann die tumultartigen Szenen der Menschenmassen, die sich beim Wettrennen um die Doorbuster Deals abspielen.

Eine Schätzung ergibt, dass Onlineshops weltweit rund 20% des Jahresumsatzes im November machen. (Quelle: black-friday.global). Das Phänomen wurde durch Ausverkaufsevents und Rabattschlachten gegen Mitte der 2000er Jahre durch intensives Marketing auch in Europa eingeführt und beschert dem Handel überall Milliardenumsätze. In Deutschland sind es mittlerweile 5 Milliarden am Black Friday, jährlich zweistellige Wachstumsraten – vor allem Online. Verglichen mit anderen Einkaufstagen gegen Ende November steigen in Österreich die Einkäufe am Black Friday auf mehr als das Zehnfache an.

Auch am Cybermonday sind es etwa 150% mehr als sonst. (Quelle: Statista) Vor wenigen Jahren hinterließ die Schnäppchenjagd in Österreich überwiegend im Einkaufszentrum das meiste Geld. Mittlerweile hat auch hierzulande der Onlineumsatz über diesen Zeitraum die Nase vorn. Die Österreicher:innen kaufen dabei hauptsächlich per Smartphone. Laut Studie des Handelsverbandes werden bei uns im Schnitt etwa 300 € am Black Friday ausgegeben. Dies nimmt von Jahr zu Jahr zu und entspricht dem globalen Trend. 

Menschenmasse mit großen Paketen im Einkaufszentrum
Globaler Ausverkauf zum Black Friday – hier im brasilianischen São Paulo Bild: Nelson Antoine / Shutterstock

Bilder wie dieses mit Menschenmassen in Elektronikgeschäften sind bekannt, überraschenderweise wird zum Black Friday aber dennoch mehr für Kleidung ausgegeben. Den Platz zwei bei den meistverkauften Produkten nimmt die Elektronik ein, dann folgen Schuhe, Kosmetika und Parfüms. Haushaltsgeräte stehen an fünfter Stelle, wofür am meisten ausgegeben wird.

Die andere Verlängerung gab es durch die Etablierung eines Cybermonday (oder auch Black Monday) am Montag nach dem Black Friday durch das Aufkommen des Onlinehandels. Die Tage dazwischen erklärte man zum Black Weekend oder Cyberweekend, die Woche darauf zur Cyber Week oder Black Week. Rabatte, Kampfpreise und Gutscheine werden schon Wochen davor massiv beworben. Oft sind Countdowns auf Webseiten installiert, die anzeigen wie lange ein Deal noch besteht oder wieviel Stück noch da sind.

Piktogramm mit Slogan "Cyber Monday" in Computerschrift

Fortsetzung des Black Friday

Geht´s noch länger?

Doch damit nicht genug, seit 2 Jahren etabliert sich auch bei uns der Singles Day. Dieser stammt ursprünglich aus der chinesischen Jugendkultur, quasi als Gegenstück zum Valentinstag. Die Wiederholung der Zahl Eins am Kalendertag des 11.11. erinnert ans allein Sein. In China verabredet man sich an dem Tag zum Essen, in Bars, zum Karaoke. In diesem Sinne gönnen sich chinesische Singles auch gern etwas zu diesem Datum, um sich so über´s allein Sein etwas hinweg zu trösten.

Chineschische Slogans und Verkaufszahlen bei einer Präsentation von Alibaba
Chinesischer Online-Marktplatz Alibaba präsentiert Rekordumsatz zum "Singles Day" Bild: ARD / Screenshot der Sendung Tagesschau am 9.11.2022 "China im Rabattrausch"

Die Wirtschaft hat sich den ursprünglich sozial gedachten Singles Day zu eigen gemacht. Die asiatische Verkaufsplattform Alibaba setzt am Singles Day über 30 Milliarden Dollar um. Dies mag überraschen, aber die Zahlen sind deutlich; da in China am Singles Day mehr umgesetzt wird als im Westen zum Black Friday, ist dieser mittlerweile auch der umsatzstärkste Tag der Welt. Amazon und immer mehr europäische Onlinemarktplätze und Großhändler sprangen bei diesem Trend auf und vermarkten den Singles Day nun seit etwa zwei Jahren immer stärker.

Der Verkaufsrummel umfasst längst nicht mehr einen Freitag, er bleibt nun schon acht Wochen, wenn man das „reguläre“ Weihnachtsgeschäft mitzählt. Immer mehr Händler werben nun mit Black Weeks (Plural). Wenige Wochen später setzt daraufhin auch schon der Winterschlussverkauf im Jänner ein. 

  • 11.11.2024 Singles Day
  • 21.11.2024 Amazon "Black Friday Woche" bis inklusive 02.12.2024
  • 29.11.2024 Black Friday – läutet "Cyber Weekend" ein
  • 02.12.2024 Cybermonday  - läutet Cyber Week ein

70% billiger! – Deal des Jahres – Hammerpreis

Preisvergleiche sind ein Muss, dem Versprechen des „Hammerdeals“ sollte man Recherchezeit auf Preisvergleichsplattformen oder Suchmaschinen entgegensetzen. Paradoxerweise wird in den Cybertagen massiv mit Rabatten und Vergleichspreisen geworben, einem echten Preisvergleich hält das Angebot sehr oft aber nicht stand. Im Werbeslogan werden oft Kraut und Rüben verglichen. Eine unverbindliche und womöglich veraltete Preisempfehlung eines Herstellers hat oft nichts mehr mit dem tatsächlichen Marktpreis zu tun.

Vermeintliche Schnäppchen sind sehr oft gar nicht billiger, Skepsis ist also angebracht. Verbrauchermagazine und -organisationen haben die Preise vor, zum Black Friday und in den Wochen danach schon öfter dokumentiert. Das Ergebnis ist ernüchternd. In einer durch den ZDF angestoßenen Untersuchung waren bei rund 3000 Produkten in den Wochen vor, zu, und nach dem Black Friday, keine große Verbilligung zum Tagesangebot zu beobachten. Die Verkaufsplattform Idealo berechnete die durchschnittliche branchenunabhängige Ersparnis am Black Friday bei 4 %. So einen Rabatt bekommt man leicht bei anderen Aktionen oder durch normale Preisschwankungen im ganzen Jahr. Der Preismonitor der Arbeiterkammer zeigt, dass bei fast einem Drittel der Artikel schon am Tag des Angebots die gleiche Black Friday Aktionsware woanders im regulären Verkauf zu einem besseren Preis vorhanden war.

Dropshipping hat Nachteile

Enttäuschte Frau in einer Küche über geöffnetem Paket
Bild: fizkes / Shutterstock

Doch vor allem bei Angeboten unbekannter Anbieter ist ein zweiter Blick ratsam. Vorausbezahlen sollte man generell nur vertrauenswürdige Anbieter. Es gibt viele, die am Hype teilnehmen, wenn die Jagd auf Schnäppchen Massen mobilisiert, die aber kein gutes Service bieten können oder wollen. Im Hinterkopf sollte die Frage präsent sein: Handelt es sich vielleicht um ein unseriöses Dropshipping Unternehmen?

Dropshipper haben die Ware gar nicht auf Lager, sondern bestellen in der Regel in Fernost. Das Kundenservice kann entsprechend desaströs sein – Retouren gestalten sich oft als unzumutbar oder unmöglich. Retourpakete mit ungewissem Ausgang nach China schicken zu müssen, würde Kunden von einer Bestellung abraten. Auf der europäisch aussehenden Webseite ist kaum herauszufinden, dass diese mit Dropshipping arbeitet. Zudem wäre der Preis bei einer Direktbestellung auf dem Onlinemarktplatz ohne den Umweg über das Dropshipping ohnehin besser gewesen. Denn viele Dropshipping Händler geben Bestellungen in ihrem eigenen Webshop, als Bestellungen bei Alibaba und Co auf, und schlagen eine Händlermarge auf.

Retouren

Wer es sich überlegt hat und sein Black Friday Schnäppchen wieder loswerden möchte, hat – sofern bei einem europäischen Händler bestellt – das Recht die Ware 14 Tage lang ohne Angabe eines Grundes zurückzusenden und den Kaufpreis rückerstattet zu bekommen. Dafür kann man unseren Musterbrief nutzen, oft fügen die Online Verkäufer ohnehin Retourscheine der Lieferung bei. Die zwei Wochen Frist beginnt am Tag der Lieferung zu laufen. Aufpassen beim Porto; wenn nicht anders vereinbart (siehe AGBs des Händlers) zahlt der Kunde die Postgebühren für die Rücksendung! Vorsicht auch bei Eintrittskarten von Veranstaltungen, Flugtickets oder Dingen, die nach eigenen Wünschen gestaltet wurden. Bei diesen ist ein kostenloser Rücktritt nicht möglich.

Piktogramm zeigt Paket und die Zahl 14 in einem darüberliegenden Kreis

Rücktrittsrecht bei Onlinebestellungen

Black Friday auslassen

Einkäufe zu Black Friday und Co sind nicht nur ökonomisch gesehen keine so gute Idee. Abgesehen von der vermeintlichen Ersparnis durch zweifelhafte Rabatte, führen Impulskäufe zu einer Anschaffung von Dingen im Affekt, die man sonst gar nicht gekauft hätte. Das belastet die Geldbörse mehr als ein angeblicher Rabatt und die Befriedigung durch den Spontankauf verfliegt bald.

Gut gekleidete Dame tanz mit Einkauftaschen über eine Mülldeponie
Bild: Ground-Picture / Shutterstock

Die nachteilhaften sozialen und ökologischen Aspekte durch den orchestrierten Konsumtag sind naheliegend. Berge von unüberlegt bestellter Fast Fashion, Kosmetika und Elektroartikel werden oft unter fragwürdigen Umständen (Ökologie, Arbeitsbedingungen) hergestellt und über den halben Globus transportiert. Die Konsumgesellschaft übt sich in Zügellosigkeit.

Deshalb erklären immer mehr Initiativen den Black Friday zum Kauf-Nix-Tag. Oder, wenn man gar nicht auf den kollektiven Einkaufstrubel verzichten möchte, zum „Green Friday“ oder „Fair Friday“. Als Alternative wird zum Kauf nachhaltiger Produkte mit Umweltlabels und sozialen Zertifizierungen angeregt.

Piktogramm zeigt Preistag mit Globus und Herz darüber

Auf Umweltlabels achten

Zusammenfassende Tipps

  • Bei Schnäppchenversprechen skeptisch bleiben - Langzeitstudien beweisen, dass sich die Preisersparnis zu anderen Verkaufszeiträumen in Grenzen hält.
  • Von online Countern nicht stressen lassen - Beim Impulskauf von Artikeln, wo Reststücke oder ablaufende Zeit angezeigt werden, landen die meisten Dinge im Warenkorb, die gar nicht gebraucht werden.
  • Auf Preisvergleichsplattformen einen Überblick zu Marktpreisen verschaffen -  Stattpreise sind oft leere Versprechen. Ermäßigungen von UVP und Vorher/Nachher Preis sind sehr oft ein Marketingtrick und berufen sich auf künstliche Preiserhöhungen.
  • Rückgaberecht nutzen - bei Onlinebestellungen in der EU kann man den Kauf 14 Tage lang ab Erhalt der Ware rückgängig machen. Im stationären Handel, bei Sonderanfertigungen u.ä. gilt dies jedoch nicht.
  • Nicht bei Dropshippern bestellen - Prüfen, ob der Webshop ein Impressum und Rücksendeadresse in Europa angibt. Wer z.b. in China bestellt, hat bei Problemen mit der Ware zusätzlich Kosten und Schwierigkeiten.
  • Konsum Hype nicht aufsitzen - Nachhaltige Produkte, eine Reparatur statt Neuanschaffung erwägen oder überhaupt bewusst verzichten, z.B. auf Wegwerfmode, die nach ein paar mal Tragen ausgedient hat.
Piktogramm zeigt Einkaufstasche mit lächelndem Gesicht

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