Drop Shipping - Was ist das?
Sie dachten bei einem österreichischen Online-Shop bestellt zu haben, aber mussten dann wochenlang auf die Lieferung aus dem Ausland warten? Wahrscheinlich hatten Sie von einer Drop Shipping Webseite bestellt. Wir erklären hier das Konzept von Drop Shipping, woran man solche Webshops erkennt und warum man im Zweifelsfall besser woanders kauft.
Wie erkennt man Drop Shipping Webseiten?
Die Drop Shipping Methode wird nicht angegeben, da dies Kundschaft meist von einer Bestellung abhält. Manchmal erwähnen Online-Shops, dass sie direkt bei einem Lieferanten bestellen, aber handelt es sich dabei um Drop Shipping oder nicht? Achten Sie auf Folgendes:
- Unklare oder lange Lieferzeiten
Drop Shipping-Lieferanten sitzen oft in Asien. Deshalb dauert es oft Wochen bis hin zu Monaten, bis die Bestellung ankommt. Da Online-Shops keine Kontrolle über die Lieferzeiten haben, versuchen sie gar nicht oder nur vage über Lieferzeiten zu informieren. Wenn es sich um eine Seite der Plattform Shopify handelt, müssten Unternehmensdaten angegeben sein. Achten Sie dabei auf chinesische Adressen beim Lieferstandort.
- Adressangaben
Führt die Website eine Privatadresse als Firmensitz an? Dann handelt es wohl um ein Drop Shipping-Geschäft. Prüfen Sie die Adresse mit Google Maps. Liegt diese in einer Industriezone oder in einer Wohnstraße? Wird eine Adresse in HongKong, Shanghai oder Shenzen für Rücksendung von Paketen angeführt? Sind diese Angaben oder eine Kostenaufstellung der Rücksendekosten schwer zu finden?
- Keine eigenen Produktbilder
Online-Shops, die mit Drop Shipping arbeiten, verwenden oft keine eigenen Produktbilder sondern bedienen sich einfach bei Wiederverkäuferplattformen oder Herstellern. Vergleichen Sie das Produktbild mit denen auf etablierten Marketplaces (z.B. Amazon, AliExpress, Alibaba oder Wish) und prüfen Sie, ob sie dort dasselbe Bild finden.
- Sprachliche Fehler
Oft sind die Texte maschinell und schlecht aus dem Englischen übersetzt. Achten Sie auf seltsame Satzstrukturen und Sprachfehler. Allerdings hilft diese Erkennungsmerkmal immer weniger, da Drop Shipping Angebote aus dem deutschsprachigen Raum zunehmen.
- Eine automatische Umleitung von einer .at oder .de Domain auf .com ist ebenso ein Indiz.
- Fake Reviews
Die Seite zeigt nur positive Kundenbewertungen an. Wenn die 5 Sterne Bewertungen von einer Bewertungs-Plattform stammen, sollte man bei Trust Pilot nach dem Namen dieser Plattform suchen, um zu prüfen ob sie unseriös ist (z.B. "loox").
Über Drop Shipping bestellt, was tun?
Wenn Sie eine Bestellung bei einem Online-Shop aus der EU aufgeben, egal ob Drop Shipping oder nicht, gehen Sie einen Vertrag mit diesem ein. Beim Drop Shipping ist der Vertragspartner der Online-Shop, nicht die Versandfirma. Der Webshop ist dafür verantwortlich, ein einwandfreies Produkt zu liefern und muss die gesetzlichen Rückgabe- und Gewährleistungsregeln einhalten. Dies sind die wichtigsten Regeln:
- Wenn Sie Zweifel bekommen und die noch nicht zugestellte Warenlieferung absagen möchten, senden Sie den Musterbrief "vor Lieferung" an die Dropshipper
- Haben Sie ein defektes Produkt erhalten? Oder ist das Produkt innerhalb der Gewährleistungs- oder Garantiezeit kaputt gegangen? Dann muss der Online Shop eine Lösung anbieten und darf sich nicht hinter dem Lieferanten verstecken.
- Sie können die Bestellung innerhalb der 14-tägigen Bedenkzeit zurücksenden, wenn Sie davor einen Rücktritt vom Kaufvertrag erklärt haben. Sie müssen keinen Grund angeben und das Drop Shipping Unternehmen muss Ihnen den Kaufpreis rückerstatten.
- Der Online-Shop ist nicht verpflichtet, Ihnen eine inländische Rücksendeadresse zu nennen. Er kann die Adresse des Lieferanten für Paketrücksendungen angeben. Bitte beachten Sie: Der Online-Shop muss dies beim Verkauf erwähnt haben. Er muss auch die Kosten für die Rücksendung der Bestellung im Voraus deutlich angeben. Solche Kosten und Gebühren können durchaus erheblich sein!
- Wenn Sie vom Drop Shipping Unternehmen nicht korrekt über Rücksendemodalitäten aufgeklärt wurden, und für das teure Rückporto in ein außereuropäisches Land aufkommen sollen, so sollten Sie im ersten Schritt den Rücktritt vom Kauf erklären. Verwenden Sie dafür den folgenden Musterbrief "nach Lieferung". Zusätzlich verwenden Sie auch den Musterbrief "Dropshipping" in welchem Sie ablehnen das teure Porto zu bezahlen. Sie können beide Briefe zusammen an die Drop Shipping Firma senden.
Der Trend
Drop Shipping nahm seit 2019 viral zu, vervielfachte sich seither im Handelsvolumen und ist ein globales Phänomen. Eine besondere Rolle in diesem Boom spielte die schnell gewachsene kanadische Firma Shopify. Sie bietet zu etwa 30 € den Zugang zur hauseigenen Plattform, wo sie den Drop Shipping Händler:innen ihre Abrechnungs- und Logistiksoftware bereitstellt. Der Betrieb eines solchen Webshops wurde somit für Quereinsteiger:innen sehr erleichtert und auch massiv beworben.
Geworben wurde vor allem auf Social Media damit, mittels Drop Shipping mit wenig Aufwand und ohne Vorkenntnisse schnell reich werden zu können. Auf den Trend sprangen viele selbsternannte Coaches und Marketing Gurus auf, die ihrerseits die angehenden Drop Shipper ausnahmen, welche wiederum unausgegorene Handelskonzepte anwandten und bei vielen Endkund:innen für Verstimmung sorgen. Als Folge gibt es Millionen Drop Shipping Webshops, meist betrieben von Einzelpersonen, die sich mit wenigen Arbeitsstunden pro Woche ein Zweiteinkommen schaffen möchten. Diese Shops geben keinen Hinweis, dass es sich um Drop Shipping und Direktlieferungen z.B. aus Fernost handelt. Im Gegenteil, die Händler:innen bemühen sich um ein lokales Aussehen der Seite, zahlen eine europäische Domainendung wie .at oder .de und versuchen die ungünstigen Lieferbedingungen möglichst unter den Tisch fallen zu lassen. Da dies zu einer Unzahl an Beschwerden geführt hat, schritt die EU Kommission mittels CPC Behörden ein und hat 2021 mit Shopify eine Vereinbarung getroffen. Seither müssen Webshops auf Shopify mehr Informationen wie Unternehmens- und Kontaktdaten bereitstellen.
Fallbeispiele des EVZ
Susanne sieht Werbung auf Facebook von der Website JungleSole. Sie will dort bestimmte Sneaker der Marke Nike bestellen, auf den ersten Blick bei einem spanischen Händler. Dass es kein Impressum gibt und die Schuhe auf den Bildern leicht anders aussehen als bei den Produktbildern von Nike selbst, war Susanne nicht aufgefallen. Wochen nach der Bestellung stellt Susanne fest, die Sneaker blieben beim Zoll hängen und sie muss Steuern nachzahlen. Wenn sie gewusst hätte, dass die Ware aus China bestellt wird, hätte sie nicht auf dieser Webseite bestellt.
Nina war durch aufdringliche Social Media Werbung auf die Webseite Hundeliebling.at gekommen. Sie bestellt im Webshop ein Hundebett. Dass Retouren nach Ninbo in China auf eigene Kosten erfolgen sollen, hat sie in den Widerrufsbelehrungen auf der Webseite nicht nachgesehen, schließlich gibt "einer der größten Hundeshops im deutschsprachigen Raum" hier an, 2020 im deutschen Münster gegründet worden zu sein und die Kontakt - Email endet auch auf eine .at Endung. Dass Hundeliebling.at automatisch zu Hundeliebling.com umleitet, fällt auch nur auf, wenn man darauf achtet. Ebenso, dass alle(!) Produkte ausschließlich(!) mit vollen 5 Sternen bewertet wurden. Geliefert wurde erst nach 3 Wochen aus China, verzögert aufgrund "großer Nachfrage" hieß es. Das Produkt stellte sich als kleiner als erwartet heraus und sondert einen intensiven chemischen Geruch ab. Nina und ihr Hund sind vom Bett nicht angetan, sie würde nichts mehr bei diesem Shop bestellen. Nach der Bestellung wurde sie (von der als unseriös geltenden Reviewplattform Loox) gebeten eine Bewertung für den Kauf abzugeben. Seit der Bestellung erhält sie nervige Werbung per Email.
Links
Informationsseite der Regierung zu Zoll und Abgaben im Online Versandhandel
https://www.bmf.gv.at/themen/zoll/post-internet/internet-shopping-versandhandel.html#:~:text=mit%20geringem%20Wert-,Bis…
Webseite der EU Kommission über CPC Vorgaben für Shopify
https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/de/ip_22_6014